Big Blue Ball
Erstsendung: 06.09.2018
Kurzfassung:
Der Kramladen erinnert an ein Album, das die globale Popmusik vor 10 Jahren neu definierte, damals aber kaum Beachtung fand. In „Big Blue Ball” hatte Peter Gabriel 75 Musiker aus 20 Ländern um sich geschart und ein Album geschaffen, das das Zeug dazu hatte, zur „Platte des Jahres” in der Kategorie weltoffene Popmusik gekürt zu werden und dessen Botschaft auch heute noch als starkes Statement gegen Rassismus und Fremdenhass verstanden werden kann.
ausführliche Themenankündigung und Inhaltsbeschreibung der Sendung:
„Big Blue Ball” – Weltmusik gegen Fremdenhass
Unser blauer Planet, der vom Weltraum aus betrachtet wie ein großer blauer Ball aussieht, wird aktuell von rund 7,5 Milliarden Menschen verschiedenster Hautfarbe, Herkunft, Religion und kultureller Tradition bewohnt. Alle sind Teil der Weltbevölkerung und für jeden Einzelnen gelten die Menschenrechte – universell und unteilbar. An diese Selbstverständlichkeit einer humanistischen Grundüberzeugung muss immer mal wieder erinnert werden, gerade jetzt, wenn in Chemnitz hasserfüllte Wutbürger in unfassbarer Grenzüberschreitung Parolen skandierten wie: „Absaufen! Absaufen!” (gemeint waren in Seenot geratene Bootsflüchtlinge im Mittelmeer).
Erinnern möchte ich in dieser Kramladenstunde an eine Musikproduktion, in der die konkrete Utopie eines kreativen, lebendigen Miteinanders von Künstlern aus unterschiedlichsten Kulturen hörbar gemacht wurde. Vor genau 10 Jahren erschien unter der Regie von Peter Gabriel das weltumspannende globale Musikprojekt „Big Blue Ball”, das damals aber nicht die Beachtung fand, die es verdient gehabt hätte. Weil die Botschaft dieses großartigen Musikprojektes heute aktueller ist denn je, möchte ich “Big Blue Ball” jedem aufgeschlossenen Musikhörer ans Ohr und Herz legen.
Das ist globale Popmusik der Extraklasse. Der insistierende, mitreißende aber Raum lassende Groove grundiert ein Wechselspiel von flirrenden Arabesken, andalusischer Flamenco-Leidenschaft, afrikanischer Polyrhythmik, japanischer Zen-Mystik, irischem Gefühlsüberschwang und osteuropäischer Melancholie. Und das ist nicht gutgemeint, sondern hervorragend gemacht. Es ist kein Mischmasch folkloristischer Elemente, sondern eine echte Verschmelzung von Stilen, Haltungen und Ideen, die Musiker aus aller Welt im Austausch miteinander und im Aufeinander-Hören gemeinsam entwickelt haben.
Beteiligt waren 75 Musiker aus 20 Ländern, unter anderem Sinead O’Connor (Irland), Natacha Atlas (Maghreb), Papa Wemba (Kongo), Joseph Arthur (USA), Marta Sebestyen (Ungarn), Iarla Ó Lionáird (Irland), Tim Finn (Neuseeland), Juan Canizares (Spanien), Joji Hirota (Japan), The Holmes Brothers (USA), Karl Wallinger (Wales), Justin Adams („der britische Ry Cooder”), Billy Cobham (USA), Jah Wobble (England) – und als „Master of Ceremonies”: Peter Gabriel, der bei vier von 11 Songs des Albums als Sänger und Co-Autor beteiligt war.
In Peter Gabriels Real World-Studios waren die Aufnahmen über einen Zeitraum von fast 18 Jahren entstanden. Der größte Teil der Musik wurde bei den Real World-Sommer-Sessions in den Jahren 1991, 1992 und 1995 eingespielt. Zusätzliche Overdubs kamen in den Jahren 2005 bis 2008 noch hinzu. Die Musik des Albums ist aber alles andere als eine Resteverwertung aus altem Archiv-Material. Arrangements und Sound sind bis heute up-to-date, und die musikalischen Inhalte haben keinerlei Patina angesetzt, sondern klingen frisch und zeitgemäß.
Wie es der Co-Produzent Karl Wallinger richtig ausdrückte: „Es ist, als ob eine Welle aus Klang auf dich zurollt, als würde man dem Planeten aus dem Weltall zuhören. Es ist eine globale Sicht auf Musik, eine Momentaufnahme der musikschaffenden Kontinente jener Zeit. Heute ist genau der richtige Zeitpunkt, das Album zu veröffentlichen. Ich glaube, die Aufnahmen haben tatsächlich im Laufe der Zeit an Bedeutung gewonnen, weil hier Menschen aus der ganzen Welt zusammenspielen und miteinander auskommen. Dieses Zusammenwirken der Künstler ist heute noch wichtiger zu bewerten als früher. Heute ist die Welt gespalten und das Album ist eine zeitgemäße Erinnerung daran, wie man zusammenarbeiten kann.”
Das Album „Big Blue Ball”, das am 5. September 2008 in Deutschland veröffentlicht wurde, und das Zeug hatte, zur „Platte des Jahres” in der Kategorie weltoffener Popmusik gekürt zu werden – was damals aber leider nicht passierte, wird in dieser Stunde ausführlich vorgestellt. Zum 10-jährigen Jubiläum erschien kürzlich eine digital überarbeitete Neufassung des Albums.
Die einzigartige Weltmusikproduktion „Big Blue Ball”, die ihren Namen dem Ausspruch von Astronauten verdankt, beim Anblick des blauen Planeten vom Weltraum aus, ist ein wunderbar klingendes, Mut machendes Statement gegen Rassismus und Fremdenhass.
Playlist
Artist Track Album Label Zeitplan
1. L. Shankar Darlene (Kramladen-Themamusik) Touch Me There Zappa Records 00:35
2. The Gloaming The Pilgrim’s Song Live At The NCH Real World Records 03:03
3. Billy Cobham, Peter Gabriel, The Holmes Brothers, Jah Wobble Burn You Up Burn You Down Big Blue Ball Real World Records, Indigo 08:44
4. Hukwe Zawose, Vernon Reid, Arona N’diaye, Levon Minassian Forest Big Blue Ball Real World Records, Indigo 16:29
5. Peter Gabriel, Karl Wallinger, Francis Bebey, Alex Faku, Tim Finn, Andy White Whole Thing Big Blue Ball Real World Records, Indigo 26:46
6. Peter Gabriel The Feeling Begins Passion Virgin 33:20
7. Joseph Arthur, Ronan Browne, James McNally, Deep Forest, Iarla Ó’Lionáird, Vernon Reid Altus silva Big Blue Ball Real World Records, Indigo 38:25
8. Natasha Atlas, Hossam Ramzy, Neil Sparkes Habibe Big Blue Ball Real World Records, Indigo 46:48
9. Sinead O’Connor, Richard Evans, Joji Hirota, Sevara Nazarkhan, Guo Yue Everything Comes From You Big Blue Ball Real World Records, Indigo 55:44
Audio: