Was hat der Songschreiber des Hippie-Schlagers „San Francisco (Be Sure To Wear Some Flowers In Your Hair)“ mit den Rolling Stones zu tun?
John Phillips (*30.08.1935), der zweite Papa und Hauptsongschreiber von The Mamas and The Papas starb am 18. März 2001 im Alter von 65 Jahren an den Folgen einer langjährigen Alkohol- und Drogenabhängigkeit – und wie es Keith Richards in seinen Memoiren „Life“ von 2010 erzählte, war er es, der John Phillips mit Heroin in Kontakt brachte.

Der Songschreiber des Flower-Power-Pop
John Phillips war eine zentrale Figur in der Flower-Power-Ära Kaliforniens, er schrieb mit „California Dreamin‘“ und „Monday Monday“ nicht nur die großen Songs seiner Hausband The Mamas and The Papas, sondern komponierte auch mit „San Francisco“ ¬– dem Welthit für Scott McKenzie – die Hymne der Blumenkinder. Für die Beach Boys schrieb er als Co-Autor den Nummer-1-Hit „Kokomo“. Außerdem war er Mitorganisator des ersten großen Open-Air-Festivals der Popgeschichte in Monterey.
Nach der Veröffentlichung seines ersten Soloalbums „John, the Wolf King of L.A“, das Anfang 1970 veröffentlicht wurde, begann er an einem Musical zu schreiben, für das er Andy Warhol als künstlerischen Leiter gewinnen konnte. Doch das Musical „The Man on The Moon“ war ein totaler Misserfolg und wurde bereits wenige Tage nach der Premiere eingestellt, weil die Kritiken vernichtend ausgefallen waren.

Die Rolling Stones, die Drogen und das Debakel
Als er 1973 in England am Soundtrack zum David-Bowie-Film „Der Mann, der vom Himmel fiel” arbeitete, erhielt er von Mick Jagger und Keith Richards, mit denen er schon seit Mitte der sechziger Jahre befreundet war, das Angebot, ein Soloalbum für das neu gegründete Band-eigene Label Rolling Stones Records zu produzieren. Mit der Unterstützung von Jagger, Richards, Ron Wood und Mick Taylor entstanden erste vielversprechende Aufnahmen. Doch der rapide anwachsende Drogenkonsum von John Phillips führte zu großen Schwierigkeiten bei den weiteren Aufnahmen, die schließlich abgebrochen werden mussten. Keith Richards beschreibt in seinem Buch „Life“, wie es damals um John Phillips stand: „Er war in katastrophaler Verfassung. In der Wand steckten Spritzen, die er als Dartpfeile benutzt hatte“.

 

In seiner 1986 veröffentlichten Autobiografie „Papa John“ gab John Phillips unumwunden zu, dass er es war, der die Zusammenarbeit mit den Rolling Stones scheitern ließ: „Die größte Karrierechance seit The Mamas & The Papas, und ich hatte sie sabotiert“. Neun Songs waren damals mit Hilfe der Stones, vor allem von Keith Richards, weitgehend fertiggestellt und sogar teilweise abgemischt worden, doch die Master-Bänder verschwanden von der Bildfläche. Erst Anfang 2001 wurden die verschollenen Aufnahmen wiederentdeckt und in überarbeiteter Form unter dem Titel „Pay Pack & Follow“ am 23. April 2001 veröffentlicht. Knapp vier Wochen zuvor war John Phillips an Herzversagen gestorben.

Manche Songs von John Phillips klingen wie Outtakes der Rolling Stones
Das überwiegend hörenswerte Album, das damals völlig unterging, klingt zum Teil wie Outtakes aus dem Stones-Album „Exile On Main St.“, so etwa der Song „Oh Virginia“, bei dessen Einspielung fast die gesamte Stones-Mannschaft beteiligt war: Mick Taylor E-Gitarre, Keith Richards Akustik-Gitarre, Ron Wood Bass und Mick Jagger und Keith Richards als Background-Sänger. Der in gleicher Besetzung aufgenommene Song „Zulu Warrior“, den John Phillips zusammen mit Mick Jagger geschrieben hat, klingt, als würde jemand versuchen, einen Song der Mamas and Papas mit einem Medley aus „Street Fighting Man“ und „Sympathy For The Devil“ zu kreuzen. Irritierend bis verstörend ist dagegen der Song „She’s Just 14“ über ein frühreifes Mädchen, von dem es im Text heißt, sie würde von sich selbst sagen, sie sei „nur ein sexy Mülleimer“ („I’m just a sexy trash can“). Mick Jagger singt lüstern die zweite Stimme und Keith Richards spielt dazu eine bluesige Slide-Gitarre. Der Song „She’s Just 14“ würde von ihr handeln, schrieb Laura Mackenzie Phillips, Tochter von John Phillips in ihrer Autobiografie „High On Arrival“ (2008), Der Buchtitel bezieht sich auf die Textzeile „And she’s always too high on arrival“ aus dem Song „She’s Just 14“. In ihrer Biografie deutet sie an, dass sie von Mick Jagger defloriert wurde. Außerdem beschreibt sie ihre „exzessiven Drogenerfahrungen und die Inzestbeziehung mit ihrem Vater John, die ab ihrem 20. Lebensjahr für zehn Jahre stattgefunden habe“ (Wikipedia).

 

 

Der Hochbegabte und das verschwendete Talent
Das Album „Pay Pack & Follow“ enthält einige Entdeckungen und Überraschungen, die in den beiden Kramladen-Ausgaben zum 90. Geburtstag von John Phillips zu hören sein werden, daneben Songs aus dem ebenso postum veröffentlichten Soloalbum „Jack Of Diamonds“, das mit Musikern von The Crusaders aufgenommen und erst nach dem Tod von John Phillips beendet wurde – und fast unbeachtet blieb.
Auch sein postum veröffentlichtes Soloalbum „Phillips 66“ macht hörbar, dass er einer der großen Songschreiber aus der Ära der Sixties war. Nach dem Ende von The Mamas & The Papas nahm sein Leben eine dramatische Wendung zum Schlechten. Er war süchtig nach Heroin, Kokain, Amphetaminen und Alkohol – und zerstörte so allmählich seine Karriere und seine Gesundheit.
Das Onlinemagazin musicmatters schrieb zutreffend: „Begabt, aber unwiderruflich zügellos, schien Phillips mehr daran interessiert zu sein, sein Scheitern zu romantisieren und sein Talent zu verschwenden, als es konsequent einzusetzen.“

 

 

Die Playlist zur Sendung „John Phillips – zum 90. Geburtstag – Teil 1“

Artist / Track / Album / Label
1. L. Shankar / Darlene (Kramladen-Themamusik) / Touch Me There / Zappa Records
2. John Phillips / Pussycat / Pay Pack & Follow / Eagle, Rolling Stones Records
3. John Phillips / Wilderness Of Love / Pay Pack & Follow / Eagle, Rolling Stones Records
4. The Journeymen / 500 Miles / The Journeymen / Capitol
5. The New Journeymen / The Coming Attraction / The Coming Attraction / Capitol
6. The Mamas & The Papas / California Dreamin‘ / California Dreamin‘ / Dunhill

 

 

7. The Mamas & The Papas / Pearl / People Like Us / Dunhill
8. The Beach Boys / Kokomo / Still Cruisin‘ / Elektra
9. John Phillips / Mississippi / John the Wolfking of LA / Dunhill
10. Merry Clayton / White Feather Wings / Soundtrack Brewster McCloud / MGM
11. John Phillips / Oh Virginia / Pay Pack & Follow / Eagle, Rolling Stones Records
12. John Phillips / Too Bad / Jack Of Diamonds / Varese Vintage

 

 

Die Sendung „John Phillips – zum 90. Geburtstag – Teil 1“ läuft in ByteFM am 28.08. um 23 Uhr und am 30.08.25 um 14 Uhr, wird von Antenne Mainz über DAB+ und UKW ausgestrahlt: am 28.08. um 23 Uhr und am 31.08.25 um 22 Uhr – und läuft außerdem in Radio-Rebell vom 11. bis 14.08.25, jeweils um 22 Uhr und am 30.08.25, dem 90. Geburtstag von John Phillips, um 16 und um 22 Uhr.

 

 

Der Zusammenschnitt der Sendung „John Phillips – zum 90. Geburtstag – Teil 1“ ist als Podcast hier zu hören:

 

 

 

Teil 2 des Porträts „John Phillips zum 90. Geburtstag“ ist am 04.09.25 in Antenne Mainz über DAB+ und UKW zu hören – und läuft in Radio-Rebell vom 05. bis 07.09.25 jeweils um 22 Uhr

Auszug aus der Playlist zur Sendung „John Phillips – zum 90. Geburtstag – Teil 2“

Artist / Track / Album / Label

02. John Phillips / Plastic Bouquets 1975 rehearsal / Andy Warhol Presents Man On the Moon / Warhol Factory
03. Geneviève Joyce Waïte / Biting My Nails / Romance Is On The Rise / Paramour Record Corporation
04. Renegade Soundwave / Biting My Nails / Modern Rock Tracks / Mute, Rhythm King
05. John Phillips / She’s Just 14 / Pay Pack & Follow / Eagle, Rolling Stones Records
06. John Phillips / Zulu Warrior / Pay Pack & Follow / Eagle, Rolling Stones Records
07. John Phillips / Desert Shack / Soundtrack The Man Who Fell To Earth /
08. John Phillips / Me And My Uncle / Jack of Diamonds / Varese Vintage
09. John Phillips / 2001 / Pussycat / Varese Sarabande

 

In Teil 2 "Papa John & die Rolling Stones" geht es um die Solozeit von John Phillips nach den Mamas & Papas und um seine Zusammenarbeit mit den Rolling Stones. Mehr...