Kamen die Kelten bis nach Brasilien? Eine Weltreise mit keltischer Musik
Die Kultur des geheimnisvollen Volks der Kelten ist älter als die Pyramiden Ägyptens. Vieles blieb im Nebel der Geschichte verborgen, doch als gesichert gilt, dass sich keltische Stämme von Mittel- und Osteuropa aus um 500 vor Christus über ganz Europa ausgebreitet hatten. Das Siedlungsgebiet der Kelten erstreckte sich sogar über Europa hinaus bis in den Balkan, bis ins türkische Anatolien und nach Nordafrika. Zu Beginn unserer Zeitrechnung begann sich die Spur der Kelten allmählich zu verlieren.
Als Kernregionen der keltischen Kultur gelten heute Irland, Schottland, Wales, Galizien und die Bretagne. Dort, in den geschichtlich letzten Siedlungsräumen der Kelten, konnten sich die verschiedenen keltischen Stämme relativ ungestört vom Römischen Reich entfalten. Und in diesen Regionen entwickelte sich im Mittelalter eine Musiktradition, die angeblich auf keltische Ursprünge zurückgeht, deren charakteristische Instrumente der Dudelsack und die Flöte ist und die allgemein als keltische Musik bezeichnet wird – obwohl ein direkter Zusammenhang mit der Kultur der Kelten nicht nachweisbar ist.
Mit den irischen und schottischen Auswanderern verbreitete sich die keltische Musik fast über den ganzen Globus, von Nordamerika bis nach Australien. Der musikalische Weltenbummler und Virtuose auf dem galizischen Dudelsack Gaita, Carlos Núnez, hat nun auch einen musikalischen Austausch zwischen seiner Heimat Galizien und Brasilien entdeckt. Auf der Suche nach Spuren seines verschollenen Ur-Großvaters, der als Berufsmusiker nach Brasilien ausgewandert war, stieß Carlos Núnez auf Zeugnisse galizischer Dudelsack-Musik in lateinamerikanischem Gewand. Er entdeckte galizisch-keltische Elemente, die sich mit brasilianischen Rhythmen und Harmonien verbunden hatten. In den alten brasilianischen Musik- und Tanzstilen Forro und Choro und selbst in der Samba von Bahia fand er Melodien aus Galizien, der keltischen Enklave im äußersten Nordwesten Spaniens, an der Grenze zu Portugal.
Als die Portugiesen das neue Land jenseits des Atlantiks entdeckten, nannten sie es nicht von ungefähr Brasilien. In der keltischen Mythologie wird ein Land weit vor der Westküste, wo Milch und Honig fließen und ewiger Frühling herrscht, als „Hy-Brassil“ beschrieben. In keltischer Tradition steht auch das Musikinstrument, das die brasilianischen Ureinwohner beim ersten Kontakt mit den portugiesischen Entdeckern zu Gehör bekamen. Auf einem historischen Gemälde, das die Entdeckung Brasiliens im Jahre 1500 durch Pedro Alvarez Cabral darstellt, sieht man einen Dudelsackspieler, der – allen voran – auf die verblüfften Indios zugeht. Wie zum endgültigen Beweis all dieser Forschungen und Fabeln, die Carlos Núnez zusammengetragen hatte, fand er in einer brasilianischen Kirche die geschnitzte Skulptur eines Indios, der einen galizischen Dudelsack spielte.
Das Ergebnis seiner musikalischen Ahnenforschung und Brasilien-Expedition erscheint am 12. November in Form der CD „Alborado do Brasil“. Der „Jimi Hendrix des Dudelsacks“, wie Carlos Núnez in den USA genannt wurde, musiziert auf seinem neuen, hoch interessanten Album gemeinsam mit brasilianischen Künstlern. Die überraschend stimmig klingende Mixtur aus keltischer und brasilianischer Musik enthält elektronische Loops, Latino-Raps, Samba-Anklänge, afro-brasilianische Perkussion und Bossa Nova-Gesänge, stets verschmolzen mit dem inspirierten Spiel auf keltischen Instrumenten wie Bodhrán, Flöten und Dudelsack.
Neben Ausschnitten aus dem hervorragenden, keltisch-brasilianischen Album „Alborado Do Brasil“, dem neuen Werk des „new king of the Celts“ Carlos Núnez, hören wir in diesem Kramladen keltische Musik aus Algerien, Norwegen, Australien, Kanada und Westafrika. Motto: in 60 Minuten mit den Kelten um die Welt.