Suzanne Vega – zum 60. Geburtstag
Erstsendung: 11.07.2019
Kurzer Sendungstext: Auch wenn Suzanne Vega längst nicht mehr im Rampenlicht steht, ist sie doch immer noch kreativ und produktiv. Zu ihrem 60. Geburtstag sind im Kramladen neue und alte, berühmte und wenig bekannte Songs von ihr zu hören. Nach wie vor zählt Suzanne Vega zu den großen Songschreiberinnen der Popmusik.
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Suzanne Vega – zum 60. Geburtstag
Seit über drei Jahrzehnten ist sie ein Garant für kluge, sensible und poetische Songs
Ihre populäre Zeit liegt schon eine Weile zurück – ihr erfolgreichstes Album „Solitude Standing“ mit den Single-Hits „Luka“ und „Tom’s Diner“ erschien 1987 – doch nach wie vor ist sie kreativ und produktiv. 2011 erschien ihr Theaterstück Carson McCullers Talks about Love über das wild bewegte Leben der US-amerikanischen Schriftstellerin Carson McCullers, die 1967 im Alter von 50 Jahren starb. Schon in ihrer Jugend schwärmte Suzanne Vega für die Romane der Kämpferin für Frauen- und Menschenrechte. 2016 erschien das bislang letzte Album von Suzanne Vega „Lover, Beloved: Songs from an Evening with Carson McCullers“ mit den Songs ihres Theaterstücks über die literarisch hoch begabte, aber von ihren Zeitgenossen verkannte Autorin Carson McCullers. Deren Debütroman „Das Herz ist ein einsamer Jäger“ war für die ersten Songtexte der jungen Singer/Songwriterin Suzanne Vega eine wichtige Inspiration. Als wichtigste Einflüsse für ihre künstlerische Entwicklung nannte die am 11. Juli 1959 geborene New Yorkerin vor allem männliche Songschreiber wie Leonard Cohen, Lou Reed, Bob Dylan und Paul Simon. Und doch haben ihre eigenen Lieder eine unverkennbar weibliche Handschrift und Ausstrahlung. Ihre frühen Erfolge sorgten für feministische Impulse in der Popmusik und ebneten so mancher jungen Musikerin, die nach ihr kam, den Weg zu mehr Aufmerksamkeit und Respekt.
Zu den besonderen Qualitäten der Songschreiberin Suzanne Vegas zählt die Kritik ihre genaue Beobachtungsgabe des Großstadtlebens, mit einem Blick in die Seitenstraßen und die Schattenwelten, mit ihrem Interesse für die Außenseiter und Träumer, für die Hoffnungslosen und für die noch immer Hoffenden.
Ihr wohl berühmtester Song ist die vertonte Geschichte einer Kindesmisshandlung, „Luka“ von 1987, erzählt aus der Perspektive des neunjährigen Jungen, der von seinem Vater immer wieder verprügelt wird, aber über sein Leid nicht spricht („Fragen Sie mich nur bitte nicht, wie’s mir geht“). Diesen, ihren Erfolgssong „Luka“ nahm Suzanne Vega 2010 zusammen mit anderen Songs ihrer früheren Alben im reduzierten Folkstil neu auf und veröffentlichte diese, mit akustischen Instrumenten eingespielten Songs in einer Album-Serie genannt „Close Up, Volume 1 – 4“. Damit liegen die meisten Songs ihres Back-Katalogs nun auch in einer unplugged-Version vor, erschienen auf Suzanne Vegas eigenem Plattenlabel Amanuensis Productions. Der Vorteil eines eigenen Labels sei, so sagte sie ironisch in einem Interview, dass sie sich selbst wohl nicht feuern werde. Genau das war ihr mit ihrer alten Plattenfirma passiert: wegen zu geringer Plattenverkäufe hatte ihr früheres Label den Vertrag mit ihr gekündigt, ohne allerdings die Rechte an den alten, erfolgreichen Songaufnahmen herauszugeben. Auch das war ein Grund für Suzanne Vega, ein eigenes Label zu gründen und ihre großen Erfolgssongs nochmals in eigener Regie neu aufzunehmen.
Auf ihrem eigenen Label veröffentlichte Suzanne Vega 2014 ihr achtes Studio-Album „Tales from the Realm of the Queen of Pentacles“, das nach langer Zeit nicht nur die Kritiker überzeugte, wie auch zuvor bei den früheren Alben fast immer, sondern endlich auch beim Publikum punkten konnte mit relativ guten Chartsplatzierung (Platz 37 in UK, 38 in Deutschland und Platz 5 in den US-Folk-Albumcharts).
Auch dieses Album enthält, wie fast jedes Vorgängeralbum – auch die weniger erfolgreichen – wunderbare Songs, die sich auszeichnen durch eine unverkennbare, eigenwillige Songschreibe, klischeefreie, sensible Texte voller kluger, scharf beobachteter, urbaner Lyrik, sorgfältig ausgearbeitete Arrangements und eine unmittelbare, fast privatime gesangliche Ausstrahlung.
Zum 60. Geburtstag von Suzanne Vega trägt der Kramladen einige ihrer neuen und älteren Songs zusammen, denen allen eine Großstadt-Poesie eigen ist, die die Widersprüche nicht ausgegrenzt, sondern thematisiert, die die Augen nicht verschließt vor Gewalt und Zerstörung, sondern im Gegenteil hinschaut und minutiöse Schilderungen der Wirklichkeit bietet, eine ästhetisch formulierte Song-Poesie, die in all dem Alltags-Irrsinn noch das kleinste romantische Moment erkennt und festhält, und die in all der betriebsamen, lauten Hektik dennoch die leise Empfindsamkeit entdeckt.